Kla­vier­kon­zert von Janick Cech

Janick Cech, der 18-jäh­ri­ge Bun­des­preis­trä­ger von „Jugend musi­ziert“, ver­zau­ber­te mit einem Kla­vier­kon­zert am 09.05.22 unse­ren Schlossabend.

Janick Cech, 18 Jah­re alt und noch dabei sein Abitur zu voll­enden, betritt den Saal geführt von Applaus und einer kur­zen Vor­stel­lung durch den Inter­nats­lei­ter Sebas­ti­an Zieg­ler. Die Schu­le Schloss Stein hat an die­sem war­men Abend die Ehre, dem Bun­des­preis­trä­ger von „Jugend musi­ziert“ das Publi­kum zu sein. Rasch beginnt es auch schon. Die kom­men­den Stü­cke von Scar­lat­ti, Mozart, Beet­ho­ven und Cho­pin wer­den knapp vor­ge­stellt, wie selbst­ver­ständ­lich auch die nöti­ge Musikgeschichte.

Scar­lat­ti, ein wäh­rend des Barocks euro­pa­weit bekann­ter Kom­po­nist, steht auf der Spei­se­kar­te. Vier Sona­ten in D‑Moll, A‑Dur und E‑Dur. Janick setzt sich, atmet das Publi­kum zur Stil­le diri­gie­rend ein und die Vor­stel­lung beginnt. Rasant taucht er in sein Ele­ment ein. Kon­zen­triert und pro­fes­sio­nell teilt er sei­ne Fähig­keit. Er kennt die­ses Gefühl, ist es gewohnt. Schon oft saß er auf einem klei­nen Stuhl ohne Rücken­leh­ne und spiel­te vor vie­len Men­schen. Er beherrscht es, jah­re­lan­ges Trai­ning in die­ser kur­zen Stun­de abge­fragt zu bekom­men. Janick nimmt den gesam­ten Saal auf eine Rei­se durch den Barock. Hoch, run­ter, lau­ter, lei­ser, trau­rig und fröh­lich. Das gesam­te Spek­trum an mög­li­chen Gefüh­len, über­setzt durch das Kla­vier, wird verschenkt.

Gera­de ange­fan­gen endet die Sona­te lei­der auch schon. Applaus folgt und die Fin­ger berei­ten sich auf das nächs­te Stück vor. Nun da man sich warm­ge­spielt, und die Men­ge hung­rig gemacht hat, kann es weitergehen.

Als Vor­spei­se bekom­men die Schü­ler Mozart, genau­er die Sona­te Num­mer 12 in F‑Dur. Ein Stück der Klas­sik vol­ler Tem­pi Varia­tio­nen und wech­seln­der Stim­mung, ide­al vor­be­rei­tend auf das was noch kom­men wür­de. Trotz des klei­nen Publi­kums, einem bis da hin unbe­kann­tem Kla­vier und Druck, spielt Janick es wie­der traum­haft. Kei­ne fal­sche Tas­te wird ange­spielt, kein Ton zu laut oder zum fal­schen Moment getrof­fen. Die kur­ze Zeit­rei­se in die Epo­che der Klas­sik ist wie­der fabelhaft.

Lei­der ist auch hier wie­der die Vor­stel­lung schnel­ler vor­bei, als man es sich wün­schen würde.

Als Nächs­tes bekam das Publi­kum ein Stück Beet­ho­vens. Ein Kom­po­nist, der von Mozart gelernt hat und von ihm inspi­riert wur­de, so Janick. Eine wei­te­re Zeit­rei­se mit der Sona­te in G‑Dur op. 79 wird ein­ge­lei­tet. Durch ein auf und ab der Gefüh­le, des Tem­pos und der Klang­far­be, noch inten­si­ver als im Stück davor, schafft es Janick, das an sei­ne Hän­de gefes­sel­te Publi­kum zu über­ra­schen und jeg­li­che Erwar­tun­gen tau­send­fach zu übertreffen.

Als gol­de­ner Abschluss ein Scher­zo in b‑Mol von Cho­pin, einem pol­nisch-fran­zö­si­schem Kom­po­nis­ten der Roman­tik, der für sei­ne unglaub­lich dif­fi­zi­len Wer­ke bekannt ist. Die­ses Werk sei nicht anders, so Janick. Nor­ma­ler­wei­se wür­de man zu einem Scher­zo einen Wal­zer im Drei­ertakt tan­zen kön­nen, doch Cho­pin hat­te ande­re Plä­ne. Das Stück ist schnell genug, um das Mit­zäh­len der Tak­te, und somit das Tan­zen dazu, unmög­lich zu machen. Wie bis­her erlebt, wird es makel­los vor­ge­tra­gen. Ein grund­sätz­li­cher Wech­sel der Gefüh­le und des Stils im Ver­gleich zu den bis­he­ri­gen Stücken.

Das Kla­vier wird lei­ser, die Hän­de erhe­ben sich von den Tas­ten und Janick atmet glück­lich auf. Die Show ist vor­bei. Applaus füllt den gesam­ten Saal. Leh­rer, Schü­ler und Gäs­te sind begeis­tert und las­sen dies zu hören. Sebas­ti­an Zieg­ler spricht sei­nen Dank aus. Janick drückt des­sen Hand und ver­lässt den Saal. „Einen kur­zen Moment noch Janick. Wäre es denn mög­lich, nach einer sol­chen Glanz­leis­tung noch eine Zuga­be zu bekom­men?“ über­rascht Zieg­ler den jun­gen Pia­nis­ten. Mit einem kur­zen „Ok“ setzt er sich wie­der und über­legt kur­ze zehn Sekun­den. Er grinst und schlägt auf das Kla­vier. Cho­pins Étu­de Op. 10 No. 12, auch genannt die „Revo­lu­tio­nä­re Étu­de,“. Ein unfass­bar kom­pli­zier­tes Stück, vol­ler Tem­pi Wech­sel und Laut­stär­ke­wech­sel, bei dem kei­ne Hand auch nur kurz eine Pau­se bekommt, umhüllt den Saal. Drei Minu­ten lang kämpft Janick mit dem Kla­vier, sei­ne Fin­ger ren­nen wild auf den Tas­ten umher, einen wun­der­schö­nen Klang wie ihn noch kaum einer in dem Raum gehört hat, erzeu­gend. Es ist ein wahr­haf­tig per­fek­tes Ende für die­se Vor­stel­lung. Auf­bau­end und chro­no­lo­gisch der Zeit wie auch der Schwie­rig­keit der Stü­cke fol­gend, hob Janick das Bes­te für den Schluss auf. Die Schü­ler sind überwältigt.

 

 

 

-Gor­don Kunkel